Rumänien liegt an der Kreuzung von Zentral und Süd-Ost-Europa
Rumänien grenzt im Norden an die Ukraine, im Osten an Moldawien, im Südosten an das Schwarze Meer, im Süden an Bulgarien, im Südwesten an Serbien und im Westen an Ungarn.
Die Bevölkerung beläuft sich auf 21,4 Millionen (Juli 2012, Schätzung), die größten Minderheiten sind die Ungarn - die fast neun Prozent der Bevölkerung ausmachen - und die Roma (2,5 Prozent der Bevölkerung).
Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben
In den ersten zehn Jahren nach dem Sturz von Ceausescu gab es in Rumänien einen wirtschaftlichen Rückgang. Der Wiederaufschwung begann im Jahr 2000, und 2006 hatte das Land eine der größten Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts in Europa zu verzeichnen. Die Wirtschaft wurde während der globalen Rezession im Jahr 2009 erneut in Mitleidenschaft gezogen, befindet sich aber seither in einer langsamen Phase der Erholung. Das derzeitige Pro-Kopf-Einkommen liegt bei knapp über 40 Prozent des EU-Durchschnitts.
Obwohl 30 Prozent der Bevölkerung nach wie vor unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze lebt, ist eine langsame Besserung in Sicht. Die Armutsquote ist in ländlichen Gebieten höher als in den Städten, und es gibt große regionale Unterschiede.
Derzeit beträgt die Arbeitslosenrate 7,5 Prozent. 30 Prozent der Erwerbstätigen sind in der Landwirtschaft beschäftigt, 23 Prozent in der Industrie und 47 Prozent im Dienstleistungssektor.
Trotz des allmählich steigenden Lebensstandards ziehen viele Menschen ins Ausland. Die Aussicht auf ein besseres Leben in einem anderen Land verleitet viele Menschen dazu, den falschen Versprechungen von Menschenhändlern Glauben zu schenken. Seit 2008 hat Rumänien die höchste Rate an in anderen europäischen Ländern tätigen Sexarbeitern.
Das Gesundheitssystem ist vor diverse Probleme gestellt; dazu zählen Haushaltskürzungen und Korruption sowie der Mangel an Medikamenten und Personal. Viele Angestellte des Gesundheitssektors wandern auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen ins Ausland ab. Eltern, die ins Ausland ziehen, lassen oft ihre Kinder zurück, in den meisten Fällen bei Verwandten. Im Jahr 2008 wurden über 96 000 solcher Fälle gemeldet.
Ein Prozent der Gesellschaft ist HIV/AIDS-positiv. Die meisten Infizierten sind Kinder, die in den 80er Jahren in rumänischen Waisenhäusern aufgewachsen sind. Das Personal in den Waisenhäusern hatte den Kindern Blutkonserven als Nahrungsmittelersatz injiziert. Die Spritzen wurden nicht getauscht, und mit nur einer geringen Zahl von infizierten Blutkonserven konnte sich die Krankheit schnell ausbreiten. Derzeit geht man davon aus, dass sich HIV/AIDS durch Drogenkonsum und sexuelle Übertragung rasch ausbreitet - die am meisten gefährdeten Gruppen sind Sexarbeiter, Straßenkinder, obdachlose Erwachsene und Heroinsüchtige.
Kinder brauchen Schutz
In Rumänien leben knapp unter vier Millionen Kinder unter 18 Jahren. Laut UN-Angaben werden ca. 32 000 Kinder unter 14 Jahren zur Kinderarbeit gezwungen.
Auch die Kinder in Rumänien sind von den Auswirkungen der jüngsten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen betroffen. Da es für viele Eltern schwierig ist, eine Arbeit zu finden, hat sich die Armut weiter ausgebreitet. Kinder, die in armen Familien leben, sind häufig prekären Situationen ausgesetzt; dazu zählen die Ausbeutung durch Kinderarbeit, Gewalt und häusliche Gewalt. Letztlich werden viele Kinder in Fremdbetreuung untergebracht.
Die allgemeinen Kürzungen bei den öffentlichen Ausgaben haben auch für die Kinder Folgen, da weniger Mittel in Gesundheit und Bildung investiert werden. Rumänien belegt in der internationalen PISA-Studie (Program for International Student Assessment) nach wie vor einen der unteren Plätze. Die Kindersterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren ist fast dreimal so hoch wie der EU-Durchschnitt. Die finanzielle Ausstattung der Sozialfürsorge und ihre Qualität sind je nach Standort unterschiedlich. Die Personalfluktuation ist in diesen Bereichen ebenfalls ein ernstes Problem, das teils auf die niedrigen Löhne zurückzuführen ist.
Trotz der Planung von Maßnahmen zur Unterstützung von Familien ist der Prozentsatz der Kinder, die in Fürsorge gegeben werden, in den letzten zehn Jahren nicht gesunken. Vor allem kleine Kinder unter drei Jahren werden häufig in Fremdbetreuung gegeben. Kinder mit Behinderungen werden gewöhnlich in Heimen oder in Pflegefamilien untergebracht. Ihre Rückgliederung in die eigene Familie gestaltet sich meist sehr schwierig.
SOS-Kinderdorf in Rumänien
SOS-Kinderdorf unterstützt Kinder, Jugendliche und ihre Familien in Rumänien an drei verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, Schulen, Berufsbildungszentren, Beratungsstellen, Angebote zur Gesundheitsfürsorge und Förderprogramme für die Gemeinden. Da die Bekämpfung von Armut und Vernachlässigung der Kinder für SOS-Kinderdorf Rumänien eine hohe Priorität hat, wurden an allen drei Standorten von SOS-Kinderdorf Familienstärkungsprogramme ins Leben gerufen.
Das Ziel dieser Programme liegt darin, vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern das Aufwachsen in einer liebevollen familiären Umgebung zu ermöglichen; dafür werden Familien bei der Erweiterung der elterlichen Kompetenzen unterstützt. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden werden Unterstützungsmaßnahmen für gefährdete Kinder und ihre Eltern innerhalb der Gemeinde angeboten. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.
Website von SOS-Kinderdorf Rumänien
(verfügbar auf Rumänisch)