Familienoberhaupt mit zehn Jahren

Jessa und ihr kleiner Bruder haben schon vor langem ihren Vater verloren, dann ist auch die Mutter gestorben. Jessa wird Familienoberhaupt. Eine typische Geschichte, die sich in vielen Ländern Afrikas täglich neu abspielt. Man nennt diese Familie „Child headed families“. Die Geschichte von Jessa und ihrem Bruder hat eine gute Wendung genommen.

Jessa* liebte ihren kleinen Caleb* und tat alles, was sie konnte, um ihm eine gute Mutter zu sein. Aber, wenn das Baby nachts zu weinen begann und einfach nicht mehr aufhörte, brach alles in ihr zusammen. Dann kam es vor, dass sie Caleb in seine Decke packte und ihn draußen vor die Tür legte.  

„Ich war verzweifelt, einsam und wusste nicht mehr weiter“, sagt sie im Rückblick. Denn sie selbst war ja noch ein Kind, 10 Jahre alt, als ihre Mutter starb. Ihr kleiner Bruder war gerade mal 2 Monate alt. Plötzlich war da niemand mehr. Auch keine anderen Verwandten, die willens oder in der Lage gewesen wären, die beiden aufzunehmen. Der Vater war schon lange zuvor verstorben. Jessa musste sich alleine kümmern.  

„Ich glaube, Caleb weinte so viel, weil er hungrig war. Ich fütterte ihn ein- oder zweimal am Tag mit Essen, das ich von den Nachbarn bekommen hatte. Aber es gab auch Tage, an denen wir nichts zu essen hatten.“ 

Jessa spült, Celeb trocknet ab. Sie sind ein eingespieltes Team. Foto: Javason Saitoti

Die Kinder brauchen Unterstützung

Jessa und Caleb ging es immer schlechter, bis endlich die Nachbarn einschritten. Sie kontaktierten die weit entfernt lebende Großmutter, die sich schließlich bereit erklärte, immerhin Caleb aufzunehmen. Jessa kam zu einem Nachbarn. Sie vermisste ihren Bruder sehr. 

Es dauerte zwei Jahre, bis die Geschwister wieder vereint wurden. Im SOS-Kinderdorf Buruburu in Nairobi bekamen sie ein Zuhause bei Mweniphe, Mutter im SOS-Kinderdorf. Als sie die Geschichte der Beiden hörte, ging sie in ihr Zimmer und weinte. Jessa war damals in der sechsten Klasse, konnte aber weder lesen noch schreiben. Sie hatte einen weiten Weg vor sich, aber zum ersten Mal seit langem auch Menschen an ihrer Seite, denen sie nicht egal war. 

Jessa ist heute 23 Jahre alt, hat ihren Highschool-Abschluss und möchte Lehrerin werden. Caleb ist 13 und besucht die siebte Klasse. Jessa sagt: „Früher hat mir der Gedanke an die Zukunft große Angst gemacht. Ich war mir sicher, dass alles immer Schlimmer würde. Jetzt ist das anders. Ich weiß, dass meine Mutter für mich da ist, ich hab gute Freunde. Ich freu mich auf mein Leben!“ 

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