Explosionen, Landminen, Straßenkämpfe: Viele Menschen fliehen aus Lugansk, im Osten der Ukraine. So auch Sveta, Sergey und Julia, eine Familie, die SOS seit einem Jahr begleitet auf ihrem Weg in ein besseres Leben.
2016 war Sergey über eine Landmine gefahren. Er erlitt schwere Verbrennungen an den Beinen und wäre beinahe gestorben. Heute lebt er mit seiner Familie in der von Flüchtlingen überfüllten Kleinstadt Starobelsk. Nach Lugansk können sie nicht zurück: Dort wird immer noch geschossen, eine Waffenruhe ist nicht in Sicht.
Vor seinem Unfall arbeitete Sergey an der Universität in Lugansk und kümmerte sich dort um die Plantagen. Heute züchtet er Zierpflanzen in Starobelsk und verkauft sie. Die ganze Familie hilft mit: Julia, Sveta und Sergey pflanzen Setzlinge, jäten Unkraut, düngen und graben Erde um. „Das macht uns alle drei glücklich”, erzählt Sergey, „Wir lieben die Arbeit mit den Pflanzen!“
Die Wunden an seinen Beinen verheilen schlecht, weil er sich nicht schont. Er arbeitet zu viel, sagen die Ärzte. „Aber wenn ich weniger arbeite, können wir die Gas- und Stromrechnung nicht bezahlen“, sagt er. Seine Beine sind ständig entzündet. Außerdem müsste dringend sein Trommelfell operiert werden. Bei der Explosion der Landmine verlor er 40 Prozent seines Gehörs. Doch dafür fehlt der Familie das Geld.
Mangel an lebenswichtigen Medikamenten
Auch Sveta ist krank: Wochenlang fühlte sie sich schwach, an manchen Tagen waren ihre Hände und Füße taub. Dann stellte ein Arzt fest, dass sie Diabetes hat. Aber die Apotheken in Starobelsk haben nicht genügend Insulin vorrätig – und Insulin ist teuer. „Alle zwei Monate muss ich für ein paar Tage in eine Klinik und lasse mich dort behandeln. Die Klinik ist 500 Kilometer weit entfernt. Es ist schwer für mich, von meiner Familie getrennt zu sein.”
Und Julia? „Ich habe Fahrradfahren gelernt!”, berichtet sie stolz. Dabei drückt sie ihr Lieblingskuscheltier an sich: Peppa Pig, ein weiches Stoffschwein. Sie fühlt sich wohl im SOS-Kindergarten, macht viel Sport und ist gerne an der frischen Luft. Aber natürlich geht die Situation ihrer Familie nicht spurlos an ihr vorüber. Deshalb besucht sie mit ihrer Mutter eine Gruppentherapie im SOS-Sozialhilfezentrum.
„Wir müssen gesund werden“, sagt Sveta, „Das sind wir unserer Tochter schuldig.“