Beruf: SOS-Kinderdorf-Mutter

In den SOS-Kinderdörfern wachsen elternlose und verlassene Kinder in einer SOS-Familie auf. Die SOS-Kinderdorf-Mutter übernimmt stellvertretend die Aufgabe der leiblichen Eltern und wird zur festen Bezugsperson für die ihr anvertrauten Kinder. Gleichzeitig ist sie pädagogische Fachfrau, die auf die besonderen Bedürfnissen und die Lebensgeschichte ihrer Kinder eingeht und sie adäquat betreut.

Eine SOS-Mutter mit Kindern aus dem SOS-Kinderdorf Kaikiri, Uganda. Foto: J. Lugtigheid

Für den Beruf der Kinderdorfmutter sucht SOS Frauen, an deren Persönlichkeit und Lebenserfahrung sich die Kinder orientieren können. Die SOS-Kinderdorf-Mutter, die mit den Kindern zusammen lebt und sie in ihrer Entwicklung begleitet, gibt einen Teil von sich an die Kinder weiter. Als pädagogische Fachkraft arbeitet sie mit dem Dorfleiter und den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Dorf zusammen.

Bezugsperson und Fachfrau

Je nach Bedarf kann sie auf andere professionelle Angebote zurückgreifen, wie zum Beispiel Lernhilfe oder Freizeitangebote, die vom pädagogischen Mitarbeiter organisiert werden, Therapieangebote für die Kinder oder psychologische Beratung für sich selbst. Die Dorfgemeinschaft ist ein Netzwerk, in dem die Kinderdorfmutter Austausch und Unterstützung findet.

Aufgrund der an ihren Beruf geknüpften Anforderungen bewegt sie sich immer im Spannungsfeld zwischen Privatsphäre und Beruf, zwischen Familienleben und Organisation und ist gefordert, beides in Balance zu halten. Die Kinderdorfmutter bezieht ein Gehalt und verfügt über ein Familienbudget, mit dem sie ihren Haushalt eigenverantwortlich führt. Sie wird von einer Familienhelferin, in vielen Ländern "SOS-Tante" genannt, in ihren Aufgaben unterstützt.

Wer wird SOS-Kinderdorf-Mutter?

Gesucht werden in der Regel alleinstehende Frauen zwischen 25 und 40 Jahren, die zumindest acht bis zehn Schuljahre absolviert haben. Belastbarkeit, psychische Stabilität, Beziehungsfähigkeit und pädagogische Fähigkeiten sind ebenso notwendig wie Kenntnisse im Bereich der Haushaltsführung und die Bereitschaft, sich auf diesen Beruf einzulassen und mindestens eine Generation von Kindern in einer SOS-Kinderdorf-Familie großzuziehen. Der Grundsatz der SOS-Kinderdörfer, in jedem Land einheimische Mitarbeiter zu beschäftigen, trifft natürlich auch auf die SOS-Kinderdorf-Mütter zu. In einigen europäischen Ländern üben auch verheiratete Frauen oder Paare den Beruf der SOS-Kinderdorf-Mutter aus.

Pädagogische Ausbildung

Hermann Gmeiner, der Gründer der SOS-Kinderdörfer, hatte von Beginn die Vision von der SOS-Kinderdorf-Mutter als pädagogische Fachfrau. Die SOS-Kinderdorf-Mütter absolvieren eine Ausbildung auf hohem Niveau und haben die Möglichkeit, sich kontinuierlich fortzubilden. Die professionelle Kompetenz der SOS-Kinderdorf-Mutter soll die bestmögliche Betreuung der ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen gewährleisten.

Jede angehende SOS-Kinderdorf-Mutter absolviert eine zweijährige Grundausbildung. Diese besteht aus mindestens drei Monaten theoretischer und 21 Monaten praktischer Ausbildung. Im Rahmen des theoretischen Teils erhalten die Frauen Bildungsangebote zu allen wesentlichen Aufgabenbereichen einer SOS-Kinderdorf-Mutter wie etwa pädagogisch-psychologische Themen, Hauswirtschafts- und Ernährungslehre oder kreative Methoden. Dabei setzen qualifizierte Trainerinnen an den bisherigen Lebens- und Lernerfahrungen der Frauen an, so dass sie ihre persönlichen wie fachlichen Kompetenzen weiterentwickeln und erweitern können. Die Aus- und Fortbildung der SOS-Kinderdorf-Mütter erfolgt nach international einheitlichen Standards, wird jedoch nach kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in jeder Region auf unterschiedliche Weise organisiert. Dabei reicht die Bandbreite von regionalen und nationalen Ausbildungszentren bis zu Programmen, die in SOS-Kinderdörfern oder in Kooperation mit anderen Organisationen umgesetzt werden.

Altersversorgung

Neigt sich die berufliche Laufbahn der SOS-Kinderdorf-Mutter dem Ende zu, kann sie sich in Einzelgesprächen und speziellen Seminaren mit anderen betroffenen SOS-Kinderdorf-Müttern auf ihren neuen Lebensabschnitt vorbereiten. Darüber hinaus unterstützt SOS-Kinderdorf in Ländern, wo es keine staatlichen Pensionen gibt, jene Frauen, die mindestens 15 Jahre als SOS-Kinderdorf-Mutter gearbeitet und das gesetzliche Pensionsalter erreicht haben, durch eine monatliche Pension. Auch eine permanente Wohnmöglichkeit im SOS-Kinderdorf sowie medizinische Grundversorgung stehen den Frauen zur Verfügung.

Anerkennung als Beruf

Die Anerkennung des Berufes SOS-Kinderdorf-Mutter sowie auch der Ausbildung zur SOS-Kinderdorf-Mutter durch alle nationalen pädagogischen Instanzen weltweit ist uns ein Anliegen. Damit möchten wir den Status der SOS-Kinderdorf-Mutter als professionelle Betreuerin festigen. Einige nationale SOS-Kinderdorf-Vereine haben eine Anerkennung des Berufes SOS-Kinderdorf-Mutter in ihren Ländern bereits erreicht. Unter "Downloads" (siehe unten) geben Good-Practice-Beispiele Einblick in ihre Arbeit.

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